Dienstag, 19. August 2014

Mambo Kurt will Nieser werden...

…im nächsten Leben / 500 Besucher trotzen bei „Rock am Köterberg“ dem Wetter

Niese. „Bei Mambo Kurt dachte ich, die Bühne stürzt gleich ein“, sagt Björn Schrader, der Mann an der Spitze des „Rock am Köterberg“-Vereins (RaK). Und, in der Tat: Das Bühnengerüst wackelt bedenklich, als sich die Zuschauer zu einer Polonaise entschließen und auch vor dem Territorium des Heimorganisten nicht haltmachen.


In seinem hellen, zu großen Anzug, kombiniert mit Glatze und Sonnenbrille, gibt Mambo Kurt mal mehr den Musiker, mal mehr den Entertainer. Er spielt bekannte Stücke wie Van Halens „Jump“ oder den „Final Countdown“ von Europe, stimmt ein Duett mit Zuschauern an, singt das eigentlich aggressive „Killing in the Name“ von Rage Against The Machine als lockeren Swing und macht aus Metallicas „Enter Sandman“ einen Walzer. Schließlich holt der Musiker, der schon auf Wacken spielte, einen Gameboy heraus und lässt ein darauf einprogrammiertes Backing Track laufen, „um nicht nur an der Orgel zu sitzen, sondern wie ein Popstar auch auf der Bühne herumlaufen zu können“.

Als er dann auch populäre Disco-Songs anstimmt, trifft er endgültig den Nerv des jungen Publikums und gibt den Party-DJ. „Mambo Kurt“-Sprech-chöre sind zu hören, und eine Gruppe von Jungs setzt sich an die Heimorgel, um ihrem Idol eine nicht enden wollende Schlagerparade zu widmen. Womit spätestens jetzt klar wäre: Der Mann an der Heimorgel hat Kultstatus in Niese. „Das habe ich auch noch nicht erlebt. Wenn ich wiedergeboren werde, dann hoffentlich hier“, freut sich der Gefeierte leicht verwundert.

500 Besucher erleben das diesjährige Konzert. Das sind zwar weniger als in den letzten Jahren. Angesichts der schlechten Wetterprognosen wundert das Minus die Macher aber nicht.


Erfreulicherweise ist das Line-Up ziemlich vielseitig: mit „The Djukes“ gibt es ruppigen Punkrock mit englischen Texten zu hören und immer wieder Scherensprünge der Musiker zu sehen, die zudem gegen Nazis und Homophobie Stellung beziehen.

Eine originelle Mischung stellt der Folk-Punk von „Paddy’s Funeral“ dar: Zu wuchtiger E-Gitarre gesellt sich eine Irische Bouzouki, eine Laute mit vier Doppelsaiten. Der raue, tiefe Gesang klingt sehr volkstümlich, und die Texte handeln verdächtig häufig von Whisky.

Eine alte Bekannte istin Niese die Rockabilly-Gruppe „Danny and the Wonderbras“. Ihr fröhlicher Rock’n’Roll klingt wie aus einem alten Western-Film und bringt Jung wie Alt in Massen zum Tanzen.

Beim deutschsprachigen Punk von „Havanna Radio“ wird zum Abschluss viel gemosht, und auch die vier Musiker lassen auf der Bühne ihre ganze Energie heraus.


Da das Festival nun zum sechsten Mal stattgefunden hat, erscheint die Arbeit den Veranstaltern um Björn Schrader mittlerweile fast schon zu routiniert: „Es wird organisatorisch immer langweiliger, weil wir das inzwischen können und es für uns keine Überraschungen mehr gibt“.

Und doch haben sich die Macher Neues einfallen lassen: Am Vortag gab es ein Warm-Up mit den Bands „One Hour“ und „The Gamblers“, zu dem sich etwa 100 Zuhörer eingefunden hatten. „Fürs erste Mal ist das ganz gut und wurde prima vom Dorf aufgenommen“, findet Anna Dettmar vom RaK-Verein.

Die von den Machern ausgelobte Cold Water Challenge fiel indes ins Wasser. Keine der drei vom RaK-Verein nominierten Bands nahm die feuchte Herausforderung an.

Quelle: PN vom 18.8.2014 - Autor: Wanja Guenter